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Die Verwertung der Kokosnusspalme

Verwertung der Kokosnusspalme

Wenn es eine Pflanze gibt, die sich nahezu komplett verwerten lässt, dann ist es die Kokospalme. Eine Kokosnuss hat wohl jeder schon in Händen gehalten. Botanisch betrachtet handelt es sich bei der Kokosnuss nicht wirklich um eine Nuss, sondern um eine Steinfrucht, die größte weltweit und damit gleichzeitig um den größten Samen der Welt. Zur Ernte erklimmen als Palmkletterer bezeichnete Menschen den Stamm bis zu den in schwindelerregender Höhe wachsenden Kokosnüssen. Aber auch angelernte Affen erweisen sich als nützliche Erntehelfer.

Anders als wie zum Beispiel bei den Steinfrüchten Kirsche, Pflaume, Aprikose oder Pfirsich ist jedoch bei der Kokosnuss das außen befindliche und hier harte Fruchtfleisch ungenießbar, während das Innere des Steines gegessen und getrunken wird. Das zu leckeren Kokosraspeln verarbeitete getrocknete Fruchtfleisch ist bekannt aus zahlreichen Erzeugnissen vom Bäcker und aus der Süßwarenindustrie. Kokosmilch, Kokoscreme und Kokosöl finden in vielen exotischen Kochrezepten Verwendung. Margarine und Bratfett können Kokosfett enthalten. Kokossaft haben viele schon einmal genussvoll geschlürft. Aus Kokossaft lässt sich sogar Wein herstellen. Der Saft muss oft genug hart erarbeitet werden, denn so eine haarige, harte Kokosnuss stellt beim Öffnen zunächst eine echte Herausforderung dar. Einfacher ist es, sich in Dosen oder Tetrapaks abgefüllten Kokosnusssaft zu besorgen. Die Kosmetikbranche profitiert ebenfalls von der Kokosnuss: Ihr Öl pflegt die Haut streichelzart und duftet dabei so herrlich, dass weitere Produkte mit Kokosduft versehen werden wie Schaumbäder, Shampoos, Seifen und Parfüms. Sogar Kraftstoff lässt sich aus Kokosfett herstellen; mit Babassupalmöl und Kerosin vermischt ist damit sogar schon eine Boeing 747 über den Atlantik geflogen.

Was weniger bekannt sein dürfte, ist, dass der wertvolle Inhalt der Kokosnuss sogar als Babynahrung empfohlen wird. In Indien dient Kokoswasser als Muttermilchersatzmittel, und Brasilianerinnen verarbeiten das Fruchtfleisch zu einem leckeren Babybrei. Für Verblüffung sorgt auch, dass im Pazifikgebiet Ärzte während des Zweiten Weltkrieges Kokoswasser verletzten Soldaten intravenös als Plasmaersatz gegeben haben, da Kokoswasser mit seinem ph-Wert menschlichem Blut ähnelt und sein Salzgehalt dem menschlicher Zellen. Wesentlich für diesen Einsatz war dabei auch die Tatsache, dass das Kokoswasser in der Kokosnuss selbst bei weiteren Transportwegen steril bleibt.

Die außen befindlichen Fasern der reifen Kokosnuss eignen sich als Füllstoff für Polster und Matratzen sowie zur Wärmedämmung. Fußmatten und Kokosläufer sind bekannte Kokosfaserartikel, aber auch Teppiche, Körbe und sogar Hüte sind beliebte Weiterverarbeitungsmöglichkeiten. Mit Fantasie lassen sich hübsche kunsthandwerkliche Objekte daraus kreieren.

Eine weitere Idee für den Alltagsgebrauch ist die Weiterverarbeitung der äußeren Schalen und Fasern der Kokosnuss zu Pflanzensubstrat. Dazu werden diese getrocknet, fein gemahlen, mit Flüssigdünger auf Mineralienbasis vermischt und zu Blöcken gepresst. In Wasser eingeweicht quellen die Blöcke circa auf ihr zehnfaches Volumen auf. Anschließend können sie wie Pflanzenerde genutzt werden. Bis zu ihrer Umwandlung zum gebrauchsfertigen Pflanzensubstrat sind die Kokosziegel federleicht und platzsparend. Sie sind ferner eine gute Alternative zum Ressourcen verbrauchenden Torfabbau der Moore.

Die Verwertung der Kokospalme setzt sich in der Produktion von Kokoskohle weiter fort:

Wer aber nun glaubt, dies sei alles, was eine Kokosnuss zu bieten hat, irrt. Sie birgt einen weiteren Schatz: Naturkohle, genauer gesagt: Kokoskohle. Sie wird aus den Kokosnussschalen gewonnen. Im Herstellungsprozess von Kokosnussprodukten wie verschiedene Behälter, Schmuck oder Urlaubssouvenirs stellen Kokosnussschalen ein Nebenprodukt dar. Die stetig neu entstehenden Kokosnüsse sind ein nachwachsender Rohstoff, sodass kein heimischer Baum gefällt werden muss, wie es unter Umständen bei Holzkohle der Fall ist, um Kokosnusskohle zu erzeugen.

Der klassische Einsatz beim Grillen ist optimal und auch über längere Zeit möglich. Beim Rauchen einer orientalischen Wasserpfeife – der Shisha – empfiehlt sich ebenfalls Kokoskohle. Diese Naturkohle glüht nicht nur bis zu dreimal länger, als dies bei Holzkohle der Fall ist, ihre Glut ist auch rund ein Drittel heißer. Unter äußerst geringer Entwicklung von Rauch und Ruß entstehen bei der Verbrennung kaum Rückstände. Am Schluss verbleiben circa 2 % Asche. So bleibt nur wenig zu entsorgen. Ein weiteres Plus ist, dass diese Naturkohle geschmacksneutral verbrennt.

Je nach Verwendungszweck gibt es die Kokoskohle in zwei Varianten: als 13 Zentimeter lange hexagonförmige Grillkohle sowie als zierlichere Naturkohle für die Shisha in etwa 25 x 37 Millimetern mit einer durchgehenden mittleren Lochung zur gleichmäßigen Glut- und Hitzeverteilung. Dies erleichtert auch das Anzünden.

Aufgrund ihrer vorteilhaften Gluteigenschaften ist Kokoskohle sehr sparsam im Verbrauch und verursacht nur halb so hohe Kosten wie konventionelle Grillkohle. Sogar einer Naturkohle wie Holzkohle ist sie deutlich überlegen mit einer gut dreifachen Effektivität.